My City ist ein Legespiel, das jedes Mal anders ist. Es entwickelt sich von Partie zu Partie weiter. Und das für alle Spieler unterschiedlich. Im Fachjargon nennen wir dieses Prinzip ein Legacy-Spiel (Legacy = Vererbung). Dazu werden im Laufe einer Kampagne über 24 Partien immer wieder neue Umschläge geöffnet, die allerhand Überraschungen und Wendungen für Euch bereithalten.
My City zu spielen ist, wie Überraschungseier oder Geschenke auspacken. Immer ist die Spannung da, was wohl als Nächstes passieren wird.
So ist My City, obwohl es erst kurz vor der Corona-Zeit im März 2020 erschienen ist, bereits in aller Munde. Das liegt hauptsächlich daran, die sehr beliebte Gattung des Legacy Spiels hier erstmals familienfreundlich umgesetzt wurde.
Die Jury hat das belohnt: Das brandneue My City wurde kurzerhand im Mai 2020 für das Spiel des Jahres 2020 nominiert.
My City spielen
Das Spiel ich gar nicht so leicht zu beschreiben. Ich möchte Euch ja keine Einzelheiten verraten, die Euch die Spannung wegnehmen würden. Ich werde mich also bemühen, Euch einen spoilerfreien Einblick in My City zu geben.
Jeder Spieler bekommt ein eigenes Spieltableau, das sein Baugebiet darstellt: Er enthält viele hellgrüne Wiesen und etwas Wald und Gebirge an den Rändern. Ab und an stehen ein paar Bäume und liegen Steine herum. Längs durch den Plan verläuft ein kleiner Fluss. Anfangs sehen alle Spielpläne gleich aus, doch das wird sich bald ändern…
Außerdem erhält jeder Spieler einen identischen Satz von Gebäudeplättchen in verschiedenen Formen und Farben. Sie aus, wie die Teile, die Ihr aus dem alten Videospiel Tetris kennt. Für jedes Gebäude gibt es auch eine entsprechende Karte. Zu Spielbeginn wird dieser Kartenstapel gemischt und dann Karte für Karte umgedreht. Dies bestimmt die Reihenfolge, in der die Gebäude zu bauen sind.
Los geht’s am Fluß
Das erste Gebäude muss am Fluss angrenzen, darf diesen (logischerweise) aber nicht überqueren. Alle nachfolgenden Gebäude müssen an das zuvor gebaute Gebäude angrenzen. Jeder Spieler baut auf seinem Tableau, solange er kann und möchte. Ein aufgedecktes Gebäude auszulassen ist erlaubt, kostet aber einen Siegpunkt.
Wenn der Kartenstapel durchgespielt ist oder kein Spieler mehr bauen möchte, gibt es eine Endabrechnung. Jeder sichtbare Baum gibt einen Plus-Punkt. Sichtbare Steine hingegen geben einen Minuspunkt, genauso wie nicht bebaute Wiesenfelder. Für was es sonst Punkte gibt, variiert von Spiel zu Spiel.
Je nachdem, für was es gerade Siegpunkte gibt, bestimmt die Strategie, wie Ihr am besten Eure Gebäude auf den Plan baut.
Am Ende eines einzelnen My City Spiels bekommt der Sieger 2 Fortschrittspunkte für die Gesamt-Kampagne. Der Zweitplatzierte bekommt noch einen Fortschrittspunkt. Doch auch die anderen Spieler gehen nicht leer aus. Wer keine Fortschrittspunkte erhält, bekommt immer einen kleinen Bonus, der ihm für die nächsten Spiele einen kleinen Vorteil bringt. Der Sieger eines Spiels bekommt dagegen oft ein kleines Handicap.
Die Belohnungen & Handicaps gibt es meist in Form von Aufklebern, die Ihr auf Eurem persönlichen Spielplan anbringt. Richtig gelesen! In diesem Spiel beschreibt und beklebt Ihr Euer Spiel und schafft so ein einzigartiges My City.
Das Spiel erstreckt sich über 8 Kapitel mit je 3 Spielen. Die komplette Kampagne geht also über 24 Partien. Am Ende wird niemand sonst auf der Welt einen Spielplan haben, der genauso aussieht, wie Deiner! Das ist Legacy!
Für wen ist My City geeignet?
My City gibt einige einfache Grundregeln. Weitere Regeln kommen mit jedem neuen Umschlag, der für jeweils 3 Spiele gültig ist. Es ist aber nicht so, dass bei My City nur immer mehr dazukommt. Ist ein Kapitel abgeschlossen, fallen auch wieder Regeln weg. So ist My City auch gut mit der Familie zu meistern. Es stammt aus dem Kosmos Verlag und ist für 2–4 Spieler ab 10 Jahren.
Ein einzelnes Spiel dauert nur ca. 30–40 Minuten. Ich würde Euch anraten, wenn möglich, die 3 Spiele eines Kapitels am Stück zu spielen. Sie gehören thematisch und regeltechnisch zusammen und bietet immer ein abgeschlossenes Thema. Für ein Kapitel mit 3 Spielen benötigt Ihr also ca. 1,5 bis 2 Stunden.
Natürlich solltet Ihr My City immer in derselben Besetzung spielen. So können alle den Fortschritt und Veränderungen des Spiels gemeinsam erleben. Natürlich kann auch ein Spieler mit den Tableau eines anderen weiterspielen. Das macht aber weit mehr Spaß als die Kampagne in einer eingefleischten Runde zu erleben, in der sich jeder mit seinem persönlichen Spielplan idenfiziert…
Müsst Ihr das Spiel nach 24 Partien wegwerfen?
Nein! Nach 24 Partien sind alle Umschläge geöffnet und die Kampagne zu Ende. Ihr hattet ein einzigartiges Spiel und jeder nun sein ganz individuelles My City. Wenn Ihr danach weiterhin Lust habt, bietet Euch das Spiel an, Euren Spielplan einfach umzudrehen. Auf der Rückseite befindet sich ein ewiger, nicht veränderbarer Spielplan, auf dem Ihr fortan My City spielen könnt.
Ich möchte hier jedoch ehrlich sein: Solange Ihr die Kampagne spielt, ist immer Spannung da, weil Ihr wissen wollt, wie es denn nun weitergeht. Das heißt, dass Ihr die 24 sich verändernden Spiele so schnell wie möglich nacheinander spielen wollt. Nachdem Ihr alle 24 Partien die Kampagne gemeistert habt, ist dann erfahrungsgemäß erst einmal die Luft raus und Ihr werdet Euch wahrscheinlich erst einmal wieder anderen Spielen zuwenden. Rechnet also damit, dass Ihr dieses Spiel genau 24 mal spielen werdet.
24 Partien sind eine ganze Menge. Viele Spiele werden weit weniger häufig gespielt. Ihr werdet diese 24 Spielrunden ganz sicher durchspielen wollen. Dafür ist es konzipiert. Danach ist My City kein Spiel mehr, dass Ihr auch in 10 Jahren noch spielen wollt. Es ist gemacht für ein einzigartiges Erlebnis. Das sollte Euch im Vorfeld klar sein.
Fazit
Ein familienfreundliches Legacy ähnliches Prinzip kannte ich bisher nur von Fabelsaft – auch dieses Spiel wurde von der Jury mit einem Platz auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2017 gewürdigt.
Legacy für Familien ist also ein Territorium, auf das sich bisher kaum Autoren gewagt haben. Nun steckt hinter My City mit Reiner Knizia ein beliebter und geschätzter Autor, der quasi ein Dauergast bei der Spiel des Jahres Jury ist.
In den letzten Jahren waren seine Spiele LAMA & Wettlauf nach El Dorado ebenfalls für den Hauptpreis nominiert.
Gutes Legacy ist schwierig
Warum ist dieses Spiel-Genre so schwierig? Ein Legacy Spiel muss über den ganzen Zeitraum der Kampagne die Spannung halten und die Erwartungen der Spieler erfüllen. Nur dann macht es Spaß. Häufig wird das Spiel mit immer neuen Komponenten dann auch regeltechnisch immer komplizierter. Und damit bewegen wir uns dann auf einem Level, das nicht mehr familiengerecht ist. Aber der erfahrene Reiner Knizia schafft mit My City genau das: Es gibt ein Gerüst aus ein paar einfachen Grundregeln, alles andere variiert von Kapitel zu Kapitel. Es kommt neues hinzu, aber es fällt auch wieder etwas weg.
Besonders toll finde ich den Auffang-Mechanismus. Dadurch, dass der Sieger eines Spiels oft einem kleinen Malus bestraft wird, hingegen die Unterlegenen einen kleinen Vorteil erhalten, wird verhindert, dass ein Spieler zu schnell uneinholbar in der Gesamtkampagne voranschreitet. Gerade, wenn man ein Spiel dafür gedacht ist, dass es in 24 Runden in derselben Besetzung gespielt wird, ist es besonders wichtig, dass alle Mitspieler hierfür motiviert bleiben. Auch das schafft My City perfekt.
Das Legacy Spiele im Trend liegen, beweist die Jury dieses Jahr sehr deutlich. My City wurde von Jury für das Spiel des Jahres 2020 nominiert, gleichzeitig befindet sich mit The Kings Dilemma ebenfalls ein Legacy Vertreter unter den Kennerspiel des Jahres 2020 Nominierten.
Im Fall von My City ist diese Nominierung ist absolut verdient, denn es bietet eine tolle Chance für Familien und Gelegenheitsspieler, ein Spiel Genre kennenzulernen, das sonst nur Spiele-Kennern und -Experten vorbehalten war. Wer weiß, vielleicht ist – trotz der starken Konkurrenz – sogar der Hauptpreis drin!
Wo kann ich My City kaufen?
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Infobox My City – die harten Fakten
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Obligatorisches
Herzlichen Dank an den Kosmos Verlag, der mir ein My City Rezensions-Exemplar zur Verfügung gestellt hat. Dies hat keinen Einfluß auf meine Bewertung. Alle meine Spiele-Empfehlungen für Gesellschaftsspiele unterliegen einzig meiner persönlichen Erfahrung und Überzeugung!
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Davon habe ich zuvor noch gar nichts gehört aber das Spiel klingt ja interessant. Danke für den tipp. Lg Melissa
Hallo Melissa,
naja,das ist nicht so sehr verwunderlich: My City ist auch erst im Frühjahr 2020 erschienen .. und trotzdem bereits zum Spiel des Jahres nominiert!
Verspielte Grüßle,
Simone
Das Spiel hört sich für mich etwas kompliziert an. Vielleicht ist es einfacher wenn man es selbst spielt. Aber dazu muss man es ausprobieren 🙂 Danke für die Vorstellung.
Liebe Grüße,
Tanja
Hallo Tanja,
anfangs ist My City recht einfach, aber es wird mit der Zeit schon etwas komplexer. Aber da wächst man mit den Spielen rein, es baut sich schön langsam auf. Aber natürlich ist das nicht jedermann’s Sache.
Verspielte Grüßle,
Simone
Von diesem Spiel habe ich eben zum ersten Mal gelesen! Klingt spannend, vor allem dass man es wohl wahrscheinlich „nur“ 24 mal spielen wird! Aber der Plan auf der Rückseite klingt auch gut!
Liebe Grüße
Jana
Hallo Jana,
ja ich weiß, das klingt erst mal komisch. Aber 24 Runden sind eine ganze Menge. Viele Spiele werden weit seltener gespielt. Es ist also eher als Erlebnis, als als dauerhaftes Spiel zu sehen.
Verspielte Grüßle,
Simone